Beschreibung
Es ist Juli; es sind Sommerferien: Die Zeit, in der alles möglich ist. Du wachst auf und kannst tun und lassen, wonach dir ist. Es gibt keine Pläne, keine Aufgaben, keine Abgaben, keine Termine und keine Verpflichtungen. Die Zeit gehört dir. Was für uns als Kinder damals das höchste der Gefühle war, hinterlässt heute bei einigen von uns vielleicht auch ein eher mulmiges Gefühl. Und das aus einem ganz einfachen Grund: Unsere industrielle Gesellschaft lebt von der strikten Einhaltung eines „Plandenkens“. Anders gesagt: Unser Leben – und zwar nicht nur unser berufliches – folgt bestimmten Vorgaben und Regeln, die „das System“ vorgibt. Wir alle haben es selbst miterlebt: Kindergarten, Schule, Ausbildung und /oder Studium, Berufsalltag. Dazu gesellen sich gelernte und allseits akzeptierte gesellschaftliche Verhaltensweisen und eben solche Dinge „die man nicht tut“. Was das System nicht berücksichtigt, ja sogar zum Teil im Keim erstickt, ist die „Superpower“, die wir heute mehr denn je brauchen: Neugier.
Neugier ist wortwörtlich die „Gier nach Neuem“, nach etwas Unbekanntem, das sich jenseits unseres bisherigen Erfahrungshorizonts befindet. Sie schließt damit auch die Offenheit, den Mut und die Angst-Freiheit ein, sich eben diesem zu nähern. Diesem Bedürfnis nach Neuem ist immanent, das alles möglich sein kann. Neugier ist infolgedessen nicht nur die Basis von Vielfalt, sondern auch die Zugangstechnik, mit der wir unsere immer komplexer werdende Welt erschließen können. Denn: Die vor uns liegenden Herausforderungen sind längst nicht mehr mit unseren bisherigen Instrumenten zu bewerkstelligen. Wenn wir nicht nur über Transformation sprechen, sondern diese auch leben und aktiv mitgestalten wollen, gilt es, uns endlich von unserem „Plandenken“ zu verabschieden und stattdessen neue Wege zu gehen. „Der Zweifel ist der Weisheit Anfang“, sagte schon Descartes.
Was, wenn wir ein Hinterfragen von gegebenen Zuständen nicht mehr als lästig, sondern als wertvoll empfinden? Was, wenn wir Irritationen, Fehlinterpretationen und Orientierungslosigkeit nicht mehr als Folgen einer zu hohen Komplexität betrachten, sondern als Anstöße für Veränderungen? Was, wenn wir Neugier endlich nicht mehr kulturell ahnden, sondern sie in Form von Wissbegier als unsere neue operative Superpower betrachten und nutzen? Welche Welt wird sich dann vor uns auftun?
