polis 03/2024: LUST

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Erst fühlen, dann denken

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Beschreibung

Vor dem Hintergrund der bislang in diesem Jahr veröffentlichten polis Magazine, hat mir kaum ein Begriff so viel Kopfzerbrechen bereitet wie das Titelthema dieser Ausgabe: LUST. Auch der Blick in gängige Nachschlagewerke und das Abtauchen in philosophische Annäherungsversuche hinterlässt bei mir nicht mehr als ein: „Kann man so sagen – muss man aber nicht.“ Was viele Definitionen eint, ist, dass sie in Lust die intensive, angenehme Weise des Erlebens sehen. Und genau darin liegt ihre Kraft.

Wir kennen es alle: Wenn wir auf etwas „Lust haben“, steigt unmittelbar unsere Motivation und unser Fokus für eine Aufgabe, einen Menschen, eine Situation. Lust ist in diesem Fall erst einmal ziellos. Sie speist sich allein aus der Unmittelbarkeit des Erlebten und zwingt uns im positivsten Sinn, allgegenwärtig zu sein. Ich wage sogar zu behaupten, dass wir uns in lustvollen Momenten am lebendigsten fühlen – vielleicht, weil das Gefühl der Lust mit weiteren Gefühlen verbunden ist. Denken Sie z. B. an das Glücksgefühl, das Sie überkommt, wenn Sie Ihrer Lust auf Süßes nachgehen und die erste Gabel des noch warmen Apfelstrudels genießen; oder aber an den Nervenkitzel, der mit Ihrer Abenteuerlust einhergeht, wenn Sie sich endlich dazu entschließen, einen bislang unerreichten Gipfel zu erklimmen.

Lust vermag in uns Potenziale und Willenskraft freizusetzen, derer wir uns im Alltag kaum bewusst sind. Dass wir diesem Gefühl so wenig Raum schenken, liegt wohlgemerkt NICHT in der Natur der Sache, sondern – wie so häufig – in unserer Konditionierung.

Bislang unterscheiden wir fein säuberlich zwischen Körper und Gefühl – und lassen dem Verstand v. a. bei Entscheidungen in der Regel den Vortritt: Erst das Logische, dann das Lustvolle. Diese Unausgewogenheit hat zu einer Lustlosigkeit innerhalb unserer Gesellschaft geführt.

Es mangelt uns schlichtweg an intensiven, angenehmen Weisen des Erlebens. Stattdessen herrscht in den Köpfen allgemeine Verdrossenheit gegenüber Systemen und Strukturen (Die da oben tun nichts!), Resignation (Wir können eh nichts ändern!), Ängstlichkeit (Die Welt wird schlimmer!) und Stillstand (Bringt doch eh alles nichts!) – nur um einige Symptome zu nennen. Anders gesagt: Logik bringt uns an dieser Stelle nicht weiter. Wir tun hingegen gut daran, ein neues „KÖRPERGEFÜHL“ zu entwickeln, das Verstand (Körper) und Emotionen (Gefühl) wieder Raum zur freien, ausgewogenen Entfaltung lässt.

Was kann all das nun für Stadt, Stadtentwicklung und Stadtgesellschaft bedeuten?

Lassen Sie uns den Status quo inkusive sämtlicher Ideen, Visionen und Konzepte einmal auf den Prüfstand stellen und uns fragen, ob all diese bisherigen Pläne etc. „Lust auf mehr Stadt“ machen?

Seien wir so kühn und drehen den Spieß einmal um: Erst das Lustvolle, dann die Logik. Vielleicht weitet diese intensive, angenehme Weise des Erlebens nicht nur unseren Horizont, sondern auch unsere Herzen.

Zusätzliche Information

Gewicht 0,5 kg
Jahr

2023