Beschreibung
Als wir das Titelthema für dieses Magazin festlegten, stand die USA kurz vor den Präsidentschaftswahlen, Deutschland unterdessen unmittelbar vor dem Ampel-Aus. Nun steht fest: Trump wird kommendes Jahr zum zweiten Mal Staatsober-haupt der Vereinigten Staaten, während wir hier in Deutschland im Februar neu wählen dürfen. Mal ehrlich: Viele von uns hatten es doch in sich – dieses „komische Bauchgefühl“, dass genau das eintreten könnte, was nun Realität geworden ist. Einer unserer Interviewpartner:innen in dieser Ausgabe, Prof. Dr. Simon Eickhoff, erklärt, dass – entgegen vieler anderer Erklärungsversuche – genau dieses Bauchgefühl seinen Ursprung in uns, sprich in unserem Gehirn, hat. Und, dass Intelligenz eben (leider) kein Garant für kluges Handeln ist.
Was aber hat diese Erkenntnis nun mit Stadtentwicklung und der Gestaltung urbaner Räume zu tun? Unsere kognitiven Entscheidungen basieren auf dem Überdenken von Situationen und der Simulation eben dieser. Wir spielen etwas gedanklich durch, wägen Pro und Kontra ab; und treffen erst dann eine Entscheidung. Ganz genauso verfahren wir auch in der Entwicklung urbaner Räume. Klingt gut, funktioniert aber nicht immer. Denken Sie beispielsweise an die unzähligen (Wohn)Quartiere, die in den vergangenen Jahren entstanden sind. Geplant als Orte des Zusammenkommens und der Gemeinschaft erzählen die ungenutzten und z. T. verwahrlosten Plätze und Grünflächen eine ganz andere Geschichte. Anders gesagt: Faktisch betrachtet erfüllen sie alle Kriterien, die laut Konzept ein „gutes Quartier“ ausmachen. Dennoch ist und bleibt der Faktor Mensch ein im wortwörtlichen Sinne unberechenbarer: Was für den einen „gut“ und „förderlich“ ist, ist für den anderen gar nicht zuträglich. In den Worten von Prof. Dr. Simon Eickhoff: Es gibt genauso wenig DEN Menschen wie es DAS Gehirn gibt. Was wir intuitiv, also teilbewusst oder unbewusst wahrnehmen, passiert schneller als unser bewusstes Denken. Wir wägen nicht ab, sondern haben sofort o. g. „Bauchgefühl“ ins uns – ein klares „Ja“ oder „Nein“.
In Bezug auf Stadtentwicklung bedeutet dies, dass es künftig der klügere Weg ist, sich weniger auf Konzepte und pauschalisierende Aussagen zu verlassen; und sich stattdessen darin zu trainieren, sich mit Offenheit dem situativen Kontext und den sich darin eröffnenden individuellen Bedürfnissen zu widmen. Machen wir unsere Köpfe frei! Don’t think outside the box – think like there is no box.